Auszug aus einem Adoptionsurteil eines brasilianischen Gerichts:

„Ich finde es immer aufregend, wenn ich sehe, wie viele Pflegekinder mit der Zeit ihren Adoptiveltern ähneln. Niemand kann behaupten, dass sie adoptiert wurden, denn sie haben den denselben Blick, denselben Gang, dieselbe Art und Weise durch das Atmen zu buchstabieren.

Es gibt eine DNA der Zärtlichkeit, die stärker ist als die biologische DNA selbst. Die Züge ändern sich je nach Liebe zu einer Stimme oder je nach der Gemütlichkeit zu einer Umarmung. Ich unterschätze die Kraft des Zusammenlebens nicht. Familie besteht aus Präsenz und nicht aus Registrierung. Es gibt abwesende Eltern, die nie Eltern sein werden, es gibt aufmerksame Adoptiveltern, die immer Eltern sein werden. Es gibt keine Väter und Mütter per Dekret, sie repräsentieren aufeinanderfolgende Eroberungen. Es gibt keine lebenslangen Väter und Mütter. Vaterschaft und Mutterschaft bedeuten Günstlingswirtschaft, aber man gewinnt kein Spiel im Voraus. Man muss Tag für Tag spielen, Runde für Runde. Ich habe meine Kinder bereits durch Ablenkung verloren, ich habe sie aber durch Beharren und Bemühen zurückgewonnen.

Familie kommt aus geistlichen Bindungen: Verwandte zeichnen sich durch Blutsbande aus. Die Menschen, die ich im Laufe meines Lebens am meisten liebe, werden meine Familie bilden, auch wenn sie nichts mit meinem Nachnamen zu tun haben. Familie ist Auskunft, nicht Herkunft. Familie entdeckt sich im Alter, nicht in der Wiege. Familie ist Affinität, nicht biologische Abstammung. Familie ist derjenige, der in der Not zur Seite stand, während die meisten verschwunden sind. Die Familie ist eine Gruppe, von Überlebenden, von Auserwählten, die sich der Welt in unserem Graben stellen und nie die Seiten wechseln. Verwandte sind Schicksalsschläge, ein Glücksfall oder Pech. Wir wurden nur an ihrer Seite geboren, da sie eine natürliche Chance haben, die Familie zu werden, aber nicht jeder nutzt diese Chance."