Geschichten, die das Jugendamt schrieb

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Familie Z. hat drei Pflegekinder: Nele, Fenja und Antonia. Alle drei leben schon seit vielen Jahren in der Familie. Kontakt zur Herkunftsfamilie gibt es bei allen drei nicht. Alles ist gut. Der Kontakt zum Jugendamt konnte besser nicht sein. Man versteht sich, schließlich ist man sich in allem einig. Die Pflegeeltern haben inzwischen sogar die Vormundschaft für alle drei Kinder bekommen, und das Jugendamt hat nichts dagegen.

 

Dennoch. Es führte kein Weg daran vorbei: Es musste mal wieder ein Hausbesuch gemacht werden. Das Gesetz habe sich geändert, man müsse regelmäßig kommen und überhaupt, Vertrauen sei gut, Kontrolle ist besser. Der letzte Hausbesuch war bereits drei Jahre her. Ein in der Tat recht langer Zeitraum. Naja. Für Sonntag hatten sich also zwei Mitarbeiterinnen des Jugendamtes angekündigt: Frau P. vom Pflegekinderdienst und Frau L. vom ASD. Alles kein Problem. Schließlich war alles gut. Die Familie Z. genoss den Samstagabend und frühstückte am Sonntag, wie gewohnt, lange und ausführlich.

 

Doch so ab 11.00 Uhr wurden die Pflegeeltern dann doch ein wenig nervös. Frau Z. fing an die Wohnung aufzuräumen, das Wohnzimmer zu saugen, die Betten zu machen und den Hund zu kämmen. Herr Z. parkte die Autos ordentlich im Carport ein, rückte die Hundehütte gerade und räumte den Garten auf. Antonia, die Ältestes musste ihr Bette machen und alle CD's ordentlich in den Schrank räumen. Nele und Fenja durften das Bad putzen und das Altglas wegbringen. Um 14.00 Uhr war alles erledigt. Familie Z. lehnte sich entspannt zurück. Es klingelte. Frau Z. und Herr Z. gingen gemeinsam zur Tür. Frau Z. hatte schon ihre Hand auf die Türklinke gelegt, da durchzuckte sie plötzlich ein schauderhafter Gedanke. Sie sah ihren Mann an und sagte nur „Aschenbecher".

 

Herr Z. lief umgehend zurück in die Küche, raus in den Garten. Er nahm den übervollen Aschenbecher an sich und ging zurück ins Haus. Inzwischen waren die Mitarbeiterinnen des Jugendamtes eingetreten und kamen mit Frau Z. ins zur Küche offene Wohnzimmer. Herr Z. begrüßte alle freundlich und es begann beim Kaffee und Kuchen ein nettes Nachmittagsgespräch. Als Frau L. vom ASD allerdings Frischmilch anstatt Kaffeesahne wünschte, nahm das Geschehen einen verhängnisvollen Verlauf. Alle waren so sehr ins Gespräch vertieft, dass Frau L. sich spontan aufmachte und selbstständig zum Kühlschrank ging, um die Milch zu suchen. Sie kam grinsend zurück. Als der Tag geschafft und das Jugendamt wieder unterwegs war, sollte es die belohnende Zigarette geben. Der Aschenbecher tauchte schnell wieder auf. „Wo sollte ich auch so schnell hin damit" seufzte Herr Z., als allen klar wurde, was Frau L. da im Kühlschrank entdeckt hatte. Doch da sich in diesem Fall alle lieb hatten, machte die Geschichte schnell die Runde und wird immer wieder gerne erzählt.